Earl. S. Kluft präsentiert seine Betten noch persönlich!

Earl. S. Kluft präsentiert seine Betten noch persönlich!

Ein kurzes Fazit der IMM 2011 könnte wie folgt aussehen: Auch dieses Jahr wird sich branchenintern wieder mit Vorliebe über kleinste Details gestritten und Minimalständerungen werden als revolutionäre Neuerungen verkauft. Behält man dabei im Hinterkopf, dass sich das System Bett als solches seit Jahren als durchaus ausgereift präsentiert, kann man die teils marktschreierischen Kampagnen vor allem als amüsant empfinden.

Ehrlicher behandelt fühlt man sich erstaunlicherweise dort, wo vermeintliche Grundbedürfnisse nur noch als Randnotiz auftauchen; wo technische Spielereien, klassische Designs und ein offen zur Schau gestelltes Übermaß an Annehmlichkeiten gerade mal den unteren Standard bilden – willkommen bei den Luxusbetten.

Ausstellungsbett von Jensen

Ausstellungsbett von Jensen

„Das hat gar keinen Effekt“, wundert man sich beim norwegischen Traditionshersteller Jensen, „das sieht halt schön aus und gibt vielleicht eine Grundstimmung vor. Aber sonst…“. Die Rede ist von dem gemeinsam mit Philips entwickelten „LivingAmbiance“ Beleuchtungssystem. Die ins senkrechte Kopfende integrierte Lampe wirft in 5 matten Farbtönen einen Lichtkegel um den Ruhenden. Eine Nachttischlampe mit roter Birne hätte es sicherlich auch getan, doch darum geht es hier nicht. Die Firma Jensen hat vor über 60 Jahren relativ nordisch-klassisch begonnen – mit geraden Boxspringmodellen und hochwertigen Rosshaarfüllungen ohne viel Schnickschnack. In den Achtzigern widmete man sich vor allem der boomenden Wasserbettenbranche und konnte sich dementsprechend vergrößern. Heute setzt Jensen vorwiegend auf eine Käuferschicht, die man selbst als „wohlhabend“ und „alterstechnisch 50+“ klassifiziert. Zum Konzept gehören somit vor allem Licht,- und Effektspielereien, serienmäßige Massagefunktionen, leicht zu handhabende motorisierte Verstellbarkeit und die stets leicht unterkühlten Designs der ausschließlich im Continentalbett-Stil gehaltenen Modelle.

Carpe Diem: IMM-2011

Carpe Diem: IMM-2011

In einem ähnlichen Segment sieht sich die schwedische Konkurrenz von Carpe Diem. Auch hier setzt man ausschließlich auf luxuriöse Abwandlungen klassischer Boxspring-Betten. „Craftmanship“ und „Komfort“ sind die Schlagwörter, mit denen man bei Carpe Diem nahezu inflationär umgeht – obschon man auch hier die motorisierte Verstellbarkeit der Betten als selbstverständlich ansieht, hält man sich mit technischen Gimmicks eher zurück. Der Komfort sei der wichtigste Faktor, man müsse „nicht auf dem Bett liegen, sondern darin einsinken“. Auch richtet sich die Carpe Diem-Reihe mit seinen schweren, dunklen Designs und einer Bettenkollektion NYX von Carpe DiemPreislage zwischen 6000 -16.000 eher an ein älteres Publikum. Als Alternative für stilbewusste Jungverdiener hat man mit NYX eine Marke ins Leben gerufen, die auf eine hellere Präsentation, moderne Schnitte und asymmetrische Formen setzt. Ein NYX Bett, das zumindest einen ähnlich guten Komfort verspricht, wie die Bett-Systeme der Muttermarke, bekommt man zwischen 4000 und 9000 Euro.

Während Carpe Diem und Jensen also eher für eine besser verdienende Mittelschicht produzieren, präsentiert sich nur ein paar Meter weiter, am Stand des belgischen Vertriebes UNID, mit den nahezu unbezahlbaren, handgefertigten Kreationen der U.S.-amerikanischen Edelschmiede E.S. Kluft (siehe Bilder oben) ein echtes Messe-Highlight. Wer eines dieser, unter anderem von Bloomingdales gehandelten, Betten erstehen will, sollte allerdings bis zu 44.000 Dollar allein für das Matratzen + Unterbett-System auf der hohen Kante liegen haben.

Luxusmessestand by E.S. Kluft

Luxusmessestand by E.S. Kluft

Wie bei anderen Luxusprodukten auch, vertrauen viele Anbieter im gehobenen Bettensegment ganz auf das exklusive Flair ihrer Modelle – dem Kunden wird durch ein schmales Angebot der Eindruck vermittelt, rare und somit automatisch qualitativ hochwertige Produkte zur Auswahl zu haben. Eine Strategie, von der man bei Grand Luxe, einer deutschen Untermarke des schweizer Superba-Konzerns, wenig hält. „Wir sind in dem Sinne bewusst nicht Luxus-Luxus“, heißt es dort. Als relativ neue Marke versucht Grand Luxe sich durch ein breiteres Angebot und eine Vielzahl an individuell kombinierbaren Gestaltungsmöglichkeiten anders zu positionieren. Vom gewollt unperfekten Landhausstil, bis hin zu den Hochglanz-Optiken der „Loft“-Serie, bieten sich dem Kunden verschiedene Wahlmöglichkeiten, sogar eigene Stoffe können zur Verarbeitung eingesandt werden. Die Grundlage für die 4 neuen Serien bildet dabei ein Polsterbettgestell in Boxspring-Optik, das allerdings nur an die tatsächliche Continentalbetten-Technik angelehnt ist, aber mit Bettkasten anstelle geschichteter Matratzen arbeitet. Inwiefern sich dieser individualisierte Ansatz auf dem erfahrungsgemäß konservativ besetzten Markt für Luxusbetten durchzusetzen weiß, wird spannend zu beobachten sein.

Autor: Julian Brimmers