Drei Jahre ist es inzwischen her, dass Schlafen Aktuell erste Anzeichen für einen kommenden Boxspring-Hype in Deutschland erkannte – auf der IMM Cologne 2012 zeigt sich: er hat seinen Höhepunkt erreicht. Gefühlt jeder zweite Aussteller ist mit Boxspring-Betten vertreten, und sogar Hersteller anderer Bettsysteme imitieren die Optik, um sich dem Trend anzupassen.

Vor allem in den USA und Skandinavien sind Boxspringbetten (oder Continentalbetten) seit jeher weit verbreitet, von dort kommen Traditionshersteller wie Vi-Spring oder Hästens, die Teils seit über hundert Jahren im Geschäft sind. In Deutschland war das System lange Zeit nur für den Hotelsektor interessant, die Verbreitung im Heimbereich marginal. Vor einigen Jahren erst drängten die Boxspring-Hersteller mit Nachdruck auch auf den deutschen Markt, in 2012 sind sie zumindest auf der IMM Cologne omnipräsent. Man hat den Eindruck, dass gut die Hälfte von Halle 9, in der unter dem Motto Sleep die Bette-Präsentation stattfindet, von Boxspringbetten beherrscht wird. In mindestens einer der vier Blickrichtungen ist immer eins zu sehen.

Die Stimmung der Hersteller ist gut und spiegelt damit die Position fast aller Aussteller: Von Wirtschaftskrise keine Spur. Betten – vor allem im hochpreisigen Segment – sind ein Dauerbrenner, die misten Stände schon am ersten Tag von Interessenten belagert. Hier werden Geschäfte im Minutentakt gemacht.

Sogar ein Wasserbetten-Hersteller wie Akva hat mit dem „Boxbed“ ein Wasserbett in Boxspring-Optik im Programm. Die Idee ist nicht neu, aber dass auch solche Lookalikes nun zunehmend auf der IMM ausgestellt werden, zeigt, wie sehr der Hype ankommt. Dennoch, es gibt auch Skepsis. „Hypes kommen und gehen. Der Boxspring-Hype wird in wenigen Jahren vorbei sein“, glaubt ein Insider. Tatsächlich gibt es in Deutschland nach wie vor eher wenige Händler, die sich auf Boxspring spezialisiert haben, die Betten werden eher als Zusatzprodukt, als Alternative zum Kerngeschäft angeboten. Das mag auch daran liegen, dass die Betten von beispielsweise Somnus, Grand Luxe und anderen Luxusherstellern allein aufgrund der Preisklasse nur für ein eher kleines Publikum oder Hotels interessant sind.

Auch bei Profine gibt es neben Wasserbetten Boxspringbetten, Eastborn, Femira und Carpe Diem sind wie schon in den letzten Jahren vertreten, und bei Simmons kann man Infos zu jedem Bett auf demonstrativ platzierten iPads lesen. Velda bietet individuelle Systeme der mittleren Preisklasse an, ebenso wie Jensen. Der auf Massivholz-Federmatratzen spezialisierte Hersteller Vitalwood hat mit „Cradle“ ebenfalls eine Boxspring-Variante seiner Betten im Angebot.

Es bleibt die Frage, ob das Boxsprinbett sich in der breiten Masse durchsetzen wird, oder ob der Hype tatsächlich seinen Zenit erreicht hat und von nun an abflauen wird. Zwar ist die Stimmung gut, doch was auf der IMM Cologne 2012 zu beobachten war, kann man nur unter dem Begriff „Überangebot“ wirklich zusammenfassen. Als Besucher war man von der Boxspring-Flut erschlagen und mitunter auch genervt, da offenbar jeder noch so kleine Hersteller mit dem Schwarm schwimmen will. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht…