© angelo.gi - Fotolia.com

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Im Februar testete die Stiftung Warentest vierzehn Federkernmatratzen aus dem unteren und mittleren Preissegment mit einem scheinbar alarmierenden Ergebnis: Gerade mal zwei Matratzen erhielten das Testurteil „Gut“. Was auffällt ist, dass die im Vorjahr getesteten Kaltschaum-Matratzen weit besser weg kamen, obwohl sie teilweise von denselben Herstellern wie die Federkern-Varianten stammen. Ist Kaltschaum wirklich besser?

Nein, sagt Hans-Peter Brix von der Stiftung Warentest. „Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse der letzten Jahre (10/2007 bis 02/2011) zeigt, das das test-Qualitätsurteil für Kaltschaummatratzen im Mittel 2,66 und für Taschenfederkernmatratzen 2,69 betrug. Daraus können wir keinen signifikanten Unterschied ableiten.“ Generell schlechter schneiden demnach nur Bonnellfederkernmatratzen (im Mittel 3,3) ab. Brix: „Das liegt zum Teil an der großen Kontaktfläche, dem schlechteren Nachschwingverhalten und der teilweise schlechteren Abstützung des Körpers in Seitenlage. Das hängt aber von der jeweiligen Matratze ab. Aus unserer Sicht kann man aber aus den von uns ermittelten Ergebnissen keine generellen Unterschiede zwischen den einzelnen Matratzentypen herleiten.“

Vergleicht man die Durchschnittswerte der letzten Jahre, ist diese Aussage plausibel. Wie kommt es aber dann, dass nach der aktuellen Testrunde Federkernmatratzen wesentlich schlechter dastehen als Kaltschaummatratzen? Im aktuellen Federkerntest liegt der Durchschnitt bei 2,6, allerdings mit starken Schwankungen von 2,1 bis 4,0 bei einer Matratze von Winkle, bei der im Test sogar einige Federn brachen. Der Durchschnitt beim letzten Kaltschaumtest hingegen liegt bei 2,26 – mit leichten Schwankungen von 2,1 bis 2,5. Auffällig ist, dass viele der Matratzen mit unterschiedlicher Bewertung vom selben Hersteller stammen. Beispielsweise wurde eine Federmatratze von Ruf mit 3,6, eine Schaummatratze aus demselben Haus aber mit 2,5 getestet. Da scheint es ein Gefälle am Markt zugunsten von Kaltschaum zu geben – allerdings erst deutlich in letzter Zeit.

Claudia Wieland vom Fachverband der Matratzenindustrie e. V. sieht die Ergebnisse kritisch. Man könne die Testergebnisse kaum beurteilen, da die Stiftung Warentest „grundsätzlich ihre Vorgehensweise bei den Tests nicht offen legt“. Der Fachhandel bevorrate die getesteten Matratzen dennoch, weil die Kunden offenbar gezielt danach fragen und das Test-Siegel „ein sehr wichtiges Marketinginstrument“ sei. Es sage aber nicht unbedingt etwas über die Qualität einer Matratze aus. Da die Stiftung Warentest nur das untere Preissegment teste, könne gar kein wirklicher Überblick über Qualitätsunterschiede am Markt gegeben werden.

Wieland kritisiert zudem, dass die Stiftung Warentest „Moden“ mache, etwa wenn wie im vorliegenden Fall der Eindruck entsteht, Kaltschaummatratzen seien besser als Federkernmatratzen. Generell komme es aber auf die Ansprüche der Verbraucher an, welche Matratze für wen am besten geeignet sei: „Jede Technologie hat ihre spezifischen Eigenschaften, die sie für den einen oder anderen Verbraucher besser oder weniger gut geeignet erscheinen lassen. So sind Federkernmatratzen besonders gut geeignet für Menschen, die nachts stark schwitzen. Dagegen ist jemand, der eher leicht friert, mit einer Kaltschaum- oder Latexmatratze besser bedient. Unterscheidet man zwischen Kaltschaum und Latex, so wird Kaltschaum vom Preis-Leistungs-Verhältnis her immer besser abschneiden, wobei wir wieder beim Kostenaspekt sind, der die Produktauswahl der StiWa beeinflusst.“

Der Matratzenverband sieht in der Stiftung Warentest allenfalls eine grobe Orientierung, die eine gute und eingehende Beratung im Fachhandel nicht ersetzen kann.