Coco-Mat, eine weltweit agierende und auf dem Heimatmarkt trotz Wirtschaftskrise expandierende griechische Unternehmung mit eigenen Geschäften in Hamburg und Berlin, hat sich ganz auf metallfreie Naturprodukte spezialisiert und beschreitet dabei auch ungewöhnliche Wege. Denn Coco-Mat stellt nicht nur Betten und Möbel her, sondern unterhält darüber hinaus in mehreren Ländern Hotels, die mit hauseigenen Produkten ausgestattet die Firmenphilosophie repräsentieren. Eine oder mehrere Hotelübernachtungen können mit Sicherheit mehr Aufschluß über Schlafbedürfnisse geben als ein kurzes Probeliegen im Geschäft. Der in den Coco-Mat-Hotels gebotene Lifestyle befindet sich somit im flüssigen Übergang zur Kundenwerbung. Auf alle Fälle zeugt die Hotelidee von gesundem Selbstbewußtsein des Herstellers.

Weil der Firmengründer „nicht mehr auf Metall“ schlafen wollte, sagt Konstanze Dammann von der Hamburger Coco-Mat-Niederlassung, sei ihm im Athen der späten 80er-Jahre die Idee gekommen, Betten rein aus nachwachsenden Naturprodukten herzustellen. Die Palette der von Coco-Mat verwendeten Produkte beinhaltet denn auch Tierisches wie verschiedene Sorten Schafwolle, Roßhaar, Gänsedaunen oder Seide mit ihren bekannten Eigenschaften. In der Aufreihung pflanzlicher Materialien, die von Baumwolle über die namengebenden Kokosfasern, Leinen, Seegras und Kautschuk hin zu Kopfkissen-Duftspendern wie Eukalyptus und Lavendel reicht, überrascht am ehesten der Kaktus, dessen Fasern zur Feuchtigkeitsregulierung beitragen soll.

Paradox wirkt die aktuelle Bettenkollektion im Boxspring-Look, die gänzlich ohne Spiralfedern auskommt, auch wenn diese sich aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz herstellen ließen, wie es beispielsweise Vitalwood macht. „Boxspring ohne Spring“ nennt Konstanze Dammann das Konzept. Coco-Mat macht vor, wie man den Boxspring-Hype mitnehmen und ihn zugleich intelligent unterlaufen kann. Die Matratzen bestehen aus mehreren Schichten hochwertiger, teils pro Schicht kombinierter Natureinlagen. Die Grundfederung soll durch Kautschukelemente gewährleistet werden. Die neuen Vorzeigebetten Triton und Pythagoras sollen laut Broschüre ein „bodenloses“ Schlafgefühl hervorrufen und liegen im Preisbereich zwischen 4000 und 16.000 Euro in der höchsten Ausstattung. Schon die Liegeflächen-Höhe der IMM-Schaustücke war geeignet, das angestrebte Bodenlosigkeitsgefühl zu bestärken. Einem der beiden Top-Betten lagen sogar gleich zwei Topper auf und tatsächlich stellte sich beim Probeliegen umgehend ein Gefühl wohligen Versinkens ein.

Der Anblick von Coco-Mat-Betten und Kissen gemahnt unwillkürlich an idyllisiertes Landleben,  Eierschalen und Lavendelstroh, an erfüllte Arbeits- oder Urlaubstage, gekrönt von tiefem Schlaf. Bestärkt wird das Landgefühl von Kissenfüllungen etwa mit Eukalyptusblättern. Deren aromatische Wirkung dürfte nicht bis in alle Ewigkeit vorhalten, doch erzielt schon das Knistern der getrockneten Blätter zwischen geschreddertem Kautschuk einen angenehmen „Natureffekt“. Im schlimmsten Falle bietet Coco-Mat von allem einen kleinen Tick des Guten zuviel, im besten Falle genau das richtige Vehikel in Morpheus Arme.

In den Broschüren der Coco-Mat-Hotels ist übrigens das Fahrrad als einziges Vehikel zu sehen. In seinen Rahmen, der kaum aus Naturfaser bestehen dürfte, ist ein Schild mit dem Firmennamen geschweißt. Eine weitere kleine Paradoxie, die von einer sympathischen Lockerheit im Umgang mit den eigenen Ansprüchen zeugt.