Das Wasserbett ist nach wie vor ein Nischenprodukt. Genaue Zahlen gibt es nicht; in der Branche geht man von 2 bis 5% Marktanteil aus. Unseriöse Billiganbieter im Onlinehandel haben zusätzlich nicht gerade zum guten Image des Produkts beigetragen. Schlafen Aktuell sprach mit Klaus Stricker (Strickerchemie GmbH) und Bernd Kiederle (Onlinehandel wabemo GmbH): Beide sind optimistisch, dass das Wasserbett größere Popularität erreichen kann, sehen dafür aber auch die Branche selbst in der Pflicht, verstärkt gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen…

Archivbild: Wasserbett dsc_12

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Schlafen Aktuell: Was fehlt momentan in der Wasserbettenbranche?

Stricker: Ich glaube, dass Anreize geschaffen werden müssen, um die Aufmerksamkeit für das Produkt Wasserbett zu erhöhen. Dieses Potential sehe ich zum Beispiel im neu aufgestellten Wasserbetten-Fachverband – den Endkunden als Branche zu erreichen, ohne einzelne Marken in den Vordergrund zu stellen und stattdessen die Vorzüge des Produktes an sich zu bewerben.

Kiederle: Ich habe das Gefühl, im Handel fehlt oft die Freude, die Überzeugung vom Produkt. Man muss vor allem Begeisterung vermitteln, mit der man das junge Paar, das sich gerade das erste eigene Bett kauft, genauso erreicht, wie die älteren Semester, die sich nach Alternativen fürs Schlafzimmer umschauen.

Schlafen Aktuell: Nun arbeiten Sie als Hersteller und Händler zusammen, ziehen schon gewissermaßen an einem Strang, und natürlich ist es auch Ihr Antrieb, das Wasserbett aus der Nische zu befreien. In der Regel ist die Rede von 3 bis 5% Marktanteil, das ist im Verhältnis gesehen  nicht viel. Warum sollte jemand, der ein neues Bett sucht, ausgerechnet am Wasserbett Interesse zeigen, wo es doch so viele andere Möglichkeiten und Bettsysteme gibt?

Stricker: Wir müssen als Hersteller hinter unseren Produkten stehen und es muss unser Antrieb sein, Qualität zu liefern. Noch vor dem Kunden muss ich dem Fachhändler ein gutes Gefühl vermitteln und ihm zeigen, dass er sich auf mich als Hersteller verlassen kann – nur dann kann der Fachhändler diese Sicherheit auch an die Kunden weitergeben.

Kiederle: So sehe ich es auch. Nur wenn ich selbst einem Produkt vertraue, kann ich den Kunden so betreuen, wie er es erwartet. Die enge Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Händler ist diesbezüglich sehr wichtig.

Schlafen Aktuell: Nun sind Sie selbst als Händler gerade frisch eingestiegen, fangen mit dem Verkauf von Wasserbetten gerade erst an. Was glauben Sie, wie man heute Kunden gewinnt, was muss man ihnen bieten?

Kiederle: Ich muss in der Lage sein, den Kunden vom Produkt zu begeistern, muss ihm zugleich aber auch klarmachen, dass ich ihn bei Problemen nicht allein lasse, sondern selbstverständlich nach Lösungen suche. Daher will ich diesen Service auch für diejenigen Anbieten, die ihr Wasserbett nicht bei mir gekauft haben. Zuviele Händler wollen mit den Problemen ihrer Kunden nichts zu tun haben oder sind genervt. So eine Haltung darf man nicht haben…

Schlafen Aktuell: Aber nimmt dann nicht die Dienstleistung auch Überhand? Immerhin will man ja als Händler in erster Linie verkaufen und Geld verdienen, und Kunden können anstrengend sein, wenn man ihnen zuviele Versprechungen macht, oder?

Kiederle: Natürlich will man Geld verdienen, sonst macht man kein Geschäft auf. Aber erstens muss man langfristig und nachhaltig denken. Ein Kunde, dem man nicht hilft, wenn er selbst nicht weiter weiß, der kommt nicht wieder. Vor allem im Onlinehandel geht es noch zu oft ums schnelle Geld, der persönliche Kontakt kommt zu kurz, und das ist letztlich zu kurz gedacht. Und zweitens ist der Kundenkontakt doch auch für mich als Händler ein wichtiges Feedback. Wenn meine Kunden zufrieden sind, strahlt das auch auf mich ab.

Schlafen Aktuell: Dabei scheint es doch eher schwierig, sich als neuer Händler oder als Hersteller mit einer neuen Marke noch zu positionieren. Der Markt ist klein, nicht zuletzt weil das Wasserbett mit Vorurteilen behaftet ist, sei es nun aufgrund der üblichen Gags in Hollywoodfilmen oder aufgrund von Mundpropaganda. Sind die Claims abgesteckt, oder gibt es noch Raum nach oben? Wenn ja, welche Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht?

Stricker: Ich glaube, dass das Wasserbett durch diverse Innovationen in den letzten Jahren neue Impulse bekommen hat, dass diese aber nicht immer gut kommuniziert werden, wodurch viele Menschen einfach gar keine Berührung mit dem Thema haben. Daran muss man arbeiten. Es gab schon versuche mit Wasserbetten in Hotels…

Schlafen Aktuell: …die ja auch mitunter nach hinten losgehen können. Wenn jemand auf einem Wasserbett mit zu geringer oder zu hoher Füllmenge schläft oder einer unpassenden Beruhigung, dann wird derjenige das Thema vermutlich eher abhaken…

Kiederle: Deswegen muss der Interessent ausprobieren können und man muss ihn dabei fachmännisch begleiten. Hotels sind ja ein guter Ansatz. Nur müsste es da dann mehrere Betten mit unterschiedlichen Einstellungen geben, die bei Bedarf, Stichwort Füllmenge, noch angepasst werden könnten.

Schlafen Aktuell: Und trotzdem wird nicht jeder direkt zum Wasserbetten-Fan werden…

Kiederle: Sicher nicht. Aber einige bestimmt. Denn die Zahl derer, die es noch nie ausprobiert haben, ist ja auch hoch.

Stricker: Ich denke, dass es sehr wohl möglich ist, den Marktanteil des Wasserbetts auf 5 bis 10% zu steigern. Aber dafür muss man das Produkt markenneutral und mit vereinten Kräften bewerben. Das ist einer der Gründe, warum wir jetzt dem Wasserbetten-Fachverband unter der neuen Leitung beigetreten sind, wie eingangs erwähnt. Zudem sind zufriedene Endkunden die beste Werbung, die man haben kann, aber genau dieser Aspekt ist, auch durch den Onlinehandel und das kurzfristige Denken auf der Anbieterseite, zu kurz gekommen. Die Branche muss davon weg, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht und in Konkurrenzdenken erstarrt. Wenn alle an einem Strang ziehen profitieren am Ende auch alle.

  • Klaus Stricker ist Geschäftsführer der Strickerchemie GmbH, die Pflegeprodukte für Wasserbetten herstellt. Unter dem Label Savorana bietet er ein umfangreiches Sortiment an Einzelkomponenten an – vom Topper über den Zip-Outliner bis hin zu Bezügen, Sockeln und Trennkeilen, im Internet zu finden unter www.savorana.de.
  • Bernd Kiederle ist im Sommer 2012 mit seinem Onlinegeschäft WaBeMo GmbH gestartet und bietet neben Wasserbetten und Pflegeprodukten auch umfangreichen persönlichen Service an, im Internet zu finden unter www.wabemo.de.