Abgesehen von den verschiedenen Erklärungsmodellen ist klar, dass der Mensch ohne Schlaf nicht leben kann. Er wird psychisch und physisch krank. Schlafentzug über einen längeren Zeitraum führt zu einer Häufung des gefährlichen Sekundenschlafs.

Monatelanger Schlafentzug, etwa bei einer genetisch bedingten Schlafstörung, führt zum Tod; Symptome wie Demenz und Persönlichkeitsstörungen entwickeln sich bereits nach den ersten schlaflosen Wochen. Die Zeitspanne, in der ein Mensch ohne Schlaf überleben kann, ist nicht besonders lang. Der Weltrekord, den der 17-jährige amerikanische Schüler Randy Gardner im Jahre 1965 aufstellte, liegt bei elf Tagen. Die negativen Folgen des Schlafentzugs zeigen sich jedoch schon nach viel kürzerer Zeit: Versuche in Deutschland haben gezeigt, dass schon nach 24 Stunden ohne Schlaf die Versuchspersonen sehr leicht zu reizen waren und ihre Aggressivität schnell zunahm. Nach 65 Stunden begann eine Frau beim Waschen auf Armen und im Gesicht Spinnweben zu sehen und versuchte verzweifelt, sie zu entfernen. Eine andere Frau beschwerte sich, dass ihr Hut zu eng sei und drücke, obwohl sie keinen trug. Unter bestimmten Umständen kann kontrollierter Schlafentzug antidepressiv wirksam sein. Vermutlich funktioniert die Methode des Schlafentzugs durch eine Ausgleichswirkung von Ungleichgewichten der Botenstoffe im Gehirn (z.B. Acetylcholin und Serotonin).

Die Wissenschaftler unterscheiden einen partiellen Schlafentzug, bei dem nur in der zweiten Nachthälfte nicht geschlafen wird. Diese Methode wird bei stationären Depressionsbehandlungen angewandt, allerdings nur zusätzlich zur medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung.

Außerdem wird auch die sogenannte Wachtherapie mit Schlafphasenvorverlagerung angewandt, die mittlerweile zu den Standarddepressionsbehandlungsmethoden gehört. Der kontrollierte Schlafentzug kann also unter diesen Umständen eine positive Rolle spielen.