Traumbild

Traumbild

Der Klartraum oder Luzidtraum ist ein Traum, in dem sich der Träumer des Traumzustandes bewusst ist und die Inhalte des Traums nach eigenen Wünschen und Vorstellungen steuern kann. Manche Menschen besitzen diese Gabe von Geburt an. Die meisten müssen sie dagegen durch Training, zum Beispiel durch Traumyoga, erwerben. Wissenschaftliche Belege für den Klartraum gibt es allerdings keine eindeutigen, da der Traum an sich nicht beobachtbar ist. Seit der luzide Traum Anfang der 1980er Jahre an der kalifornischen Stanford University von Stephen Laßberge erstmals untersucht wurde, weiß man allerdings, dass es manchen Menschen möglich ist, aus ihren Träumen heraus mit der Außenwelt zu kommunizieren.

Traumyoga als Weg zum Klartraum wird zum Beispiel im tibetischen Buddhismus praktiziert. Ziel ist es dabei natürlich nicht, im Traum besonders viel Spaß zu haben, sondern – wie bei allen buddhistischen Praktiken – den Geist und das Bewusstsein zu schärfen und das Erlernte in das Alltagsbewusstsein einfließen zu lassen. Ein buddhistischer Schüler erlernt das luzide Träumen, indem er das Bewusstsein während der Einschlafphase auf spezielle Energiezentren, so genannten Chakren (z. B. auf der Stirn oder im Bereich des Solarplexus), lenkt und dort farbiges Licht oder mystische Silben visualisiert. Die verschiedenen Techniken können allerdings nur unter Anleitung eines Meisters erworben werden. Ziel des Klartraums im Buddhismus ist nicht, die Trauminhalte im Sinne der Traumdeutung zu verstehen. Es geht eher um geistige Klarheit während sonst unbewusster Phasen; das letzte Ziel ist die Erfahrung der wahren Natur des Geistes – der Buddha-Natur.

Westliche Bewegungen – aus dem Bereich der Esoterik sowie des Coachings – aber auch ernsthafte Forscher sind dagegen der Auffassung, dass alle Menschen Klarträumen erlernen können, wenn sie nur die für sie individuell richtigen Techniken anwenden. Da es für keine dieser Techniken eine Garantie gibt, am Ende tatsächlich Herr über seine Träume zu sein, muss im Prinzip jede einzeln ausgetestet werden. Bei der Autosuggestion beispielsweise versucht der wache Mensch, sein Bewusstsein mithilfe von verschiedenen „Einflüsterungen“ in den Traum mitzunehmen. Er redet auf sein Unterbewusstsein ein und befiehlt ihm förmlich, das bewusste Denken und Fühlen im Traum zuzulassen.

So genannte Klarheit bewahrende Techniken setzen darauf, dass der Träumende während des Traumgeschehens erkennt, dass er träumt, und diese Klarheit mit der Zeit bewahren lernt. Auch hier kann sich der Mensch vor dem Zubettgehen vornehmen, eine gewisse Distanz zu dem zu wahren, was er im Traum erleben wird. Er kann sich bestimmte Schlüsselsymbole ins Gedächtnis rufen, die regelmäßig in seinen Träumen auftauchen, um dann im Traum zu erkennen: „Aha, dieses Symbol ist ein Traumsymbol, also träume ich wohl gerade.“ Eine weitere Technik bedient sich äußerer Reize. Wenn der Träumende während einer REM-Schlafphase visuelle oder auditive Reize erhält, die auf sein Träumen hinweisen, kann dies Klarträume erzeugen.

In Deutschland wird zum Beispiel an der Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften der Heidelberger Ruprecht-Karl-Universität zum Thema „Luzide Träume“ geforscht. Die wissenschaftlichen Schwerpunkte von Dr. Daniel Erlacher, zurzeit Akademischer Rat auf Zeit am dortigen Institut für Sport und Sportwissenschaft, liegen in der Schnittmenge zwischen Sportwissenschaft und Schlaf- bzw. Traumforschung. Dabei geht es vor allem darum, wie im Schlaf Lernprozesse für motorische Aufgaben zum Beispiel auch im luziden Traum gefördert werden können bzw. wie der luzide Traum als Trainingsmethode für Sportler eingesetzt werden könnte. Ganz nach dem Motto: Lieber im Schlaf trainieren, als in Wirklichkeit schwitzen.

Autor: Michael Babilinski