Der Film „Super Size Me“ von Morgan Spurlock hat vor zehn Jahren das Phänomen Adipositas ins öffentliche Bewußtsein gerückt. Nicht nur in den Vereinigten Staaten, wo sich die Zahl übergewichtiger Prsonen in den vergangen drei Jahrzehnten mehr als verdoppelt hat, ist teilweise massives Übergewicht eine gesellschaftliche Erscheinung, auch in europäischen Ländern wie Deutschland liegen die Adipositas-Raten von Erwachsenen bei über 20 Prozent am Bevölkerungsanteil. Ob und wie die Bettenbranche sich dem Thema zuwendet, haben wir auf der IMM vier Hersteller gefragt.
Bei Coco-Mat, einem vornehmlich auf sportliches und umweltbewußtes Klientel ausgerichteten Naturbetten-Hersteller aus Griechenland, hat man das Thema Übergewicht nicht gesondert erforscht. Nichtsdestotrotz hat unsere Interviewpartnerin Konstanze Dammann für Übergewichtige eine Lösung parat. Denn bei Coco-Mats „federlosen Boxspring-Betten“ sind die Matratzen von oben nach unten nach verschiedenen Härtegraden gestaffelt: „Je schwerer der Schläfer ist, je stärker er also in die Matratzen einsinkt, desto mehr Auflagen sollten wir ihm abnehmen. Und natürlich sollte man sich Zeit nehmen, eine Matratze mit den passenden Innenschichten auszuwählen“, rät die Fachfrau zu einer ausführlichen Beschäftigung mit der richtigen Naturmatratze.
„Bei Geltex werden alle Betten bis 130 Kilo Belastung getestet und sind entsprechend geeignet“, erklärt Jens Fischer, der auch für die Schlaraffia-Marke Swissflex spricht. Gerade Swissflex führe Bettensysteme, in die für noch schwerere Kundschaft speziell gedämpfte Schwergewichts-Sets mit stärkeren Federleisten und besonders belastbaren Federn nachträglich eingebaut werden können: „Generell ist Gewicht immer ein Problem der ergonomischen Verteilung, das nach individuellen Lösungen verlangt und sich auch in unseren Garantieverträgen niederschlägt.“
Bei Oschmann, einem Komfortbetten-Hersteller, der seine Boxspring-Kollektion auf Jugendbetten erweitert hat, begründet Marketingfrau Monika Hoffmann, warum die Firma in Hinblick auf das Gewicht keine Unterschiede zwischen Erwachsenen- und Jugendbetten mache: „Es gibt ja Jugendliche, die schwerer sind als Erwachsene und sowieso ist das Gewicht für den Schlaf oft weniger relevant, als seine Verteilung.“
Thomas Wiese von Akva Waterbeds erklärt, warum Wasserbetten für restlos alle Gewichtsklassen geeignet seien: „Die Anpassung und Optimierung auf das Gewicht des Schläfers geschieht bei Wasserbetten über die Wasserzufuhr. Würden wir einen Sumo-Ringer auf ein Wasserbett legen, das für einen Normalgewichtigen eingestellt ist, müßten wir solange Wasser ablassen, bis der Sumo-Ringer ideal zu liegen kommt.“ Der Ringer müßte also gleichsam in der Bettmitte versinken, um die ideale Liegeposition zu erreichen. „Generell gibt es Wasser-Körpergewicht-Tabellen zur Idealbefüllung, die aber stets nur Näherungswerte darstellen, weil ergonomische Aspekte individuelle Anpassungen erfordern“, plädiert Thomas Wiese für die Verträglichkeit von Wasserbetten für Schwergewichte: „Elefanten werden nach Operationen übrigens ebenfalls auf Wasser gelagert.“
Trotz der gestiegenen, erklecklichen Anzahl Übergewichtiger in der Bevölkerung hat die Bettenbranche, anders als die Bekleidungsindustrie, das Thema bislang nicht als Marktlücke aufgefaßt. Kein einziger Stand auf der IMM präsentierte augenfällige Extras oder gar Sonderbetten für die gedachte Klientel. Daß solche Extras, wie bei Swissflex, dennoch existieren, spricht immerhin von einem Herantasten an eine nicht geringe Zielgruppe, die sich als solche selber noch nicht formiert hat. Jedenfalls bleiben die Matratzenvorlieben von Sumo-Ringern hierzulande vorerst ein Geheimnis.