@ Messe Köln

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Wer hie und da mal einen prüfenden Blick auf das Interieur deutscher Schlafzimmer wirft, merkt schnell: designtechnisch herrscht gähnende Monotonie. Dem allgegenwärtigen schwedischen Möbelhaus kann man dabei nicht mal allzu viel vorwerfen – viele der dort angebotenen Stücke werden von fähigen Designern kreiert. Nur scheint sich mittlerweile eine ganze Käuferschicht darauf geeinigt zu haben, auch den letzten Funken Kreativität für die amtliche Ware von der Stange zu opfern, anstatt zu versuchen, auch dem Schlafraum eine persönliche Note zu verleihen.

Wem allerdings an einer etwas individuelleren Gestaltung gelegen ist, der konnte auf der IMM 2011 schnell fündig werden. Zwar blieb das Gros der Anbieter doch auf gestaltungstechnisch erprobten Pfaden unterwegs, ein paar junge, innovative Designer und Labels ließen sich aber doch ausfindig machen.

KARUP: Idee eines Futon

KARUP: Idee eines Futon

Dass die Kreativität im Schlafsektor gerade im Vergleich mit den Produktdesignern aus z.B. den Küchen- oder Wohnraumsegmenten noch nicht ganz auf der Höhe ihrer Kunst ist, zeigte sich bei der Ausstellung des „Interior Innovation Award 2011“. Unter den Gewinnern aus der Schlafbranche fand sich gerade mal ein motorisch vielfach bewegbarer Lattenrost der Firma Swissflex, eine übergroße Hängematte namens „Sky-Living“, sowie das Massivholzbett „Mellow“ von Zeitraum.

Eine durchgehend überzeugende Produktpalette gab es beim dänischen Designer-Label Karup. Die Basis beinahe aller Produkte am Stand der Skandinavier bildete eine Futonmatratze in typischer Sofa-Bett Optik. Diese Grundlage wiederum ist gefüllt mit besonders elastischen und schweren Baumwollmischungen, die nicht nur Komfort bieten, sondern auch verschiedene gestalterische Möglichkeiten eröffnen. So handelt es sich beispielsweise beim Modell Hippo um einen gefalteten Lehnsessel, der mit nur einem Handgriff zum ausgerollten Futon umgemodelt werden kann. Auf ein ähnliches Prinzip greift der Rundsessel Nido zurück, der von den Gewinnern eines Design-Wettberwerbs an der Uni Aalborg entworfen wurde. Die meisten der ausgestellten Modelle sind allerdings nur für kurze Ruhephasen oder als einmalige Übernachtungsmöglichkeiten für Freunde geeignet. Auch die wenigen Betten im Karup-Programm arbeiten mit klassischen, sehr niedrigen Futongestellen.

Karup

Karup

„Es ist ein subjektiver Gedanke, aber wir empfinden das Futonbett als sehr viel besser in den Raum integrierbar. Es ist weniger aufdringlich und der Raum wirkt dadurch offener und moderner.“ Mit ausgefallen Konzepten, geschwungenen Formen und einer auffälligen Farbwahl richtet sich Karup vor allem an ein anspruchsvolles, stilbewusst-junges Publikum mit wenig Platz und regelmäßig über Nacht bleibenden Gästen.

Ebenfalls aus Dänemark stammen Sakwa, die sich mit ihren Hängematten, Sitzsäcken und ausfaltbaren Futons in einem ähnlichen Bereich bewegen. Gegenüber Karup bietet das recht schmale Sortiment wenig Extravaganz, dafür muss man hier auch nicht so tief in die Tasche greifen. Die häufig benutzten Neon-Farben, sowie (ungiftige) Polyesterkugel-Füllungen sollen dabei wohl eher für ein deutlich jüngeres Publikum attraktiv sein.

Sakwa: alles Säcke oder was?

Sakwa: alles Säcke oder was?

Glaubt man der neuesten Plakatwerbung der eingangs erwähnten Möbelhauskette, so ist es typisch für Messebesucher, sich bei den Ausstellern der IMM umzusehen, nur um für einen Einkauf dann doch wieder zu Lagerhalle und Kötbullar zurückzukehren. Wahrscheinlich haben sie damit sogar ein bisschen Recht – mit Hinblick auf die Trends der skandinavischen Nachbarn wäre es aber auch ein bisschen schade.

Autor: Julian Brimmers