Earl. S. Kluft hat es zu seiner Lebensaufgabe erklärt, die denkbar komfortabelste Schlafunterlage zu kreieren. Dabei vertraut er allein auf die eigene Handarbeit und die jahrelange Expertise seines Teams. Für Schlafen Aktuell nahm er sich die Zeit, die drei neuesten Modelle höchstselbst zu präsentieren und gab bereitwillig Auskunft über die bewegte Vergangenheit seiner Firma.
Es gibt verschiedene Faktoren, an denen sich ablesen lässt, wie zufrieden ein Hersteller mit seinem Produkt wirklich ist. Wenn sich beispielsweise ein Geschäftsführer und Chefdesigner innerhalb weniger Halbsätze mit nahezu kindlicher Begeisterung für sein Werk derart in Rage redet, wie Earl S. Kluft, kann man das sicherlich als Indikator für einen gewissen Grundstolz werten. Der Mann, der von sich selbst behauptet, sehr viel eher ein „Matratzen-Künstler“, als ein Businessstratege zu sein, wirbelt um seine Modelle wie ein nervöser Teenager um seinen ersten Wagen. „Alles an unseren Betten entsteht in Handarbeit. Zum Teil arbeiten zehn Mitarbeiter drei Tage lang an einem einzigen Matratzen-Unterbettensystem.“
Und tatsächlich, es geht auf: Bei einer Liegeprobe denkt man zunächst, man würde in den enorm weichen Matratzen mit den großen Polstern versinken, um sich im nächsten Moment nahezu perfekt gestützt wiederzufinden. Dass man dabei auf bis zu zehn Lagen, bestehend aus 10 Pfund besonders behandeltem Cashmere, Rosshaar, Seide, Talalay-Latex und Bio-Wolle gebettet ist, kann man dabei schnell vergessen. Alle Modelle sind dementsprechend um ein Vielfaches höher, als man es in Kontinentaleuropa gewohnt ist.
Doch auch in den Vereinigten Staaten gilt E.S. Kluft als Pionier seiner Zunft. Vor seiner Zeit als Vorgesetzter eines hundert Mann starken Teams im kalifornischen Rancho Cucamonga, hatte Kluft das Matratzengeschäft bereits in allen Bereichen kennengelernt. Seine Familie kam um 1920 aus Russland in die USA und ließ sich in Baltimore nieder. 1946 siedelte die Familie geschlossen an die Westküste um. Kluft begann 1965 seine Ausbildung in der Matratzen-Fabrikation seines Vaters, arbeitete im Verkauf, als Schneider und Lagerist und lernte so von klein auf, worauf es in den verschiedensten Teilbereichen der Herstellung und der Präsentation wirklich ankommt. „In unserem Familienbetrieb waren alle sehr fleißig und haben gute Arbeit geleistet, aber ich war der Einzige mit einer Vision“, erinnert sich Kluft selbstbewusst an die Anfangstage. 1982 übernahm er das Management des Betriebs. Doch erst 2004 gelang der Firma Kluft mit dem Aufkauf des Equipments der Konkurrenz von Aireloom der Coup, der sie in ihre heutige Position hievte. Dabei spricht Kluft voller Begeisterung über die Vorreiterfunktion von Aireloom, die er seit jeher als seine „größten Vorbilder“ angesehen hat. Die im Jahre 1913 von den Karpen-Brüdern aus Deutschland gegründete Traditionsmarke Aireloom setzte hinsichtlich des Komforts ihrer Matratzen schon früh Maßstäbe. Nach dem Tod des letzten verbliebenen Bruders im Jahre 1990, wurde die Marke verkauft und geriet bald in finanzielle Nöte. 2004 schließlich übernahm E.S. Kluft die Produktionshallen. Von den damals übernommenen Mitarbeitern sind mittlerweile nur noch zwölf übrig, die anderen hätten, so Kluft, die hohen Produktionsstandards nicht zu seiner Zufriedenheit erfüllen können. Der Drang, jeden Produktionsprozess persönlich zu überwachen (u.a. gibt Kluft auch eigene Seminare für die Verkäufer der Großkunden), mag wenig sympathisch erscheinen, gleichermaßen aber auch sinnbildlich für den Anspruch der Marke stehen.
Seit 2005 finden Betten mit dem eingenähten E.S.-Kluft Emblem die meisten Abnehmer über die Prestige-Kaufhäuser von Bloomingdale’s. Das Medienecho war seither dementsprechend groß – von „Furniture Today“ bis hin zum „Wall Street Journal“ berichtete man über den bis zur Absurdität gesteigerten Perfektionsdrang und die schier unbezahlbaren Luxusmatten des Familienunternehmens Kluft. Ein Problem mit seiner Außendarstellung hat der exzentrische Designer allerdings keinesfalls: „Es stimmt, so etwas wie Perfektion ist nicht zu erreichen – aber ich versuche ständig, dieser Utopie ein Stück näher zu kommen. Momentan ist mein Ziel, alles ein bisschen besser zu machen als V-Spring (lacht). Hauptsache, ich verliere nicht den Spaß daran. Was soll ich sagen, my work is my hobby.“
Autor: Julian Brimmers