Das Ehepaar Axel und Nicola Ludwig findet man auf der imm stets nahe des Eingangs von Halle 9, in der die Schwerpunktpräsentation „sleep“ stattfindet. Der Stand der Familienunternehmer Ludwig fällt ins Auge. Er grenzt sich von den umliegenden Aufbauten durch Bescheidenheit und Gemütlichkeit ab. Er ist klein. Größe braucht er nicht, um seine Wirkung zu entfalten. Das Programm der Wohnform Werkstätten aus Groß-Bieberau überzeugt ganz ohne Bombast.
Der Kontrast verdeutlicht es: Direkt gegenüber steht der reinweiße, etwas größenwahnsinnig wirkende Aufbau der Firma Schlaraffia, der kaum darüber hinwegtäuschen kann, dass die Präsentation der Betten kalt, wenig anregend, ja bisweilen gar steril wirkt. „Frauen kaufen Betten“, sagt Nicola Ludwig, augenzwinkernd auf die Zielgruppe anspielend. Wohnform wurde 1952 von Axel Ludwigs Vater gegründet. Die Firma war eine der ersten, die Wasserbetten auf dem deutschen Markt etabliert hat. „Was das angeht sind wir Pioniere“, fügt Nicola Ludwig hinzu, und ihr Mann sagt, angesprochen auf den außergewöhnlich gemütlichen Messestand, den man kaum mehr verlassen möchte: „Wir machen textile Betten und versuchen, unseren Handelspartnern zu zeigen, wie man mit relativ wenig Aufwand eine Wohlfühloase Schlafzimmer in Szene setzen kann.“
Das Kernangebot von Wohnform gliedert sich in drei Bereiche. Seit 1980 stellt Wohnform Wasserbetten her und hat mehrere Modelle mit unterschiedlichen Ausstattungen parat, die ständig weiter entwickelt werden. Das „Night-Bett“ ist das klassische Schlafzimmermöbel im Holzrahmen. Das Angebot umfasst variable Kopf- und Fußteile, Bezüge, Lattenroste und obendrauf alles von der Federkernmatratze über Latex und Kaltschaum. Der dritte Bereich, das „Day-Bett“, ist die besondere Wohnform-Variante dessen, was gemeinhin unter der Bezeichnung Schlafsofa firmiert. Die Ludwigs wollen es aber andersherum verstanden wissen: Nicht ein Sofa, auf dem man auch schlafen kann, sondern ein Bett, das sich auch als Sitzmöbel verwenden lässt. Und das funktioniert. Während es als Bett mit Unterfederung und Kaltschaummatratze alle Liegeeigenschaften eines guten Bettes hat, so wird es bei Bedarf tagsüber zu einem Sofa in edler Optik, dem man das Bett nicht ansieht. Wie schon bei Wasserbett und Night-Bett sind auch hier zahlreiche Variationen, angefangen bei Form und Größe bis zu Farbe und Ausgestaltung von Kissen, Lehnen und Bezügen, machbar.
Auf der imm 2010 wurde dieses Dreigestirn nicht bloß ausgestellt, sondern in einem Ambiente dargeboten, das zum Hinsetzen, Hinlegen und Verweilen einlud. Der Stand der Ludwigs mit seinen zwei „Schaufenstern“ und der gemütlichen Sitznische regt tatsächlich dazu an, sich vorzustellen, wie diese oder eine ähnliche Ausstattung ins eigene Wohn- oder Schlafzimmer passen könnte. Mit Superlativen angereicherte Werbeslogans sucht man vergebens.
Worauf Axel Ludwig besonderen Wert legt: „Alle Teile werden in Deutschland hergestellt. Nicht bloß zusammengesetzt, sondern wirklich hergestellt.“ Das macht den Familienbetrieb zu etwas Besonderem in der Möbelbranche. Die überwiegende Mehrheit der Produzenten arbeitet mit Zulieferern im Ausland, nicht selten um Kosten zu sparen. Bei Wohnform stammen auch Spezialteile aus heimischer Produktion. So stärkt man mit Qualitätsprodukten die Binnenwirtschaft. Die Kombination von Bescheidenheit und Realitätsbezug mit hochwertigen und ansehnlichen Produkten, ist eine willkommene Abwechslung, die sich zu Recht nicht um den Trendfanatismus schert. Sie braucht ihn nicht. Im Gegenteil.