Joop Groos, Director von Vi-Spring Europe

Joop Groos, Director von Vi-Spring Europe

Vi-Spring, die Erfolgsgeschichte einer Firma, die ausnahmsweise gerne mal Trends verschläft. Der englische Hersteller aus Plymouth erfand im Jahre 1901 die Vi-Spring-Federkern-Matratze, die das Boxspring-Konzept der doppelten Federkern-matratze weltweit bekannt machte und für eine echte Revolution auf dem Markt sorgte. Joop Groos, Director von Vi-Spring Europe, begibt sich mit uns auf eine Zeitreise:

„Als wir mit dem Produkt auf den Markt gingen, war das eine reine Luxusangelegenheit. Man fand unsere Matratzen in teuren Hotels oder auf Kreuzfahrtschiffen – beispielsweise auf der Titanic. Und da sind sie heute immer noch“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. Und legt nach: „Wir verkünden regelmäßig, dass wir am ersten April des kommenden Jahres bei der Hebung des Luxusliners dabei sein werden, um nachzusehen, ob unsere Betten immer noch intakt sind. Nicht jeder versteht das als Aprilscherz.“

Vi-Spring Doppel-Matratze im Schnitt

Vi-Spring Doppel-Matratze im Schnitt

Ein solcher waren die Vi-Spring-Betten nie, deren oft mehr als 3.000 handgefertigte Taschenfedern mit Materialien wie Baumwolle, Rosshaar, Lammwolle, Kaschmir und Mohair umgeben werden. Groos: „Die Upper Class von England war zu Beginn des 20. Jahrhunderts zugleich die tonangebende Upper Class Europas. Wenn diese Leute verreisten, legten sie Wert darauf, ihren Komfort auch in den Hotels anzutreffen, in denen sie abstiegen. So verbreiteten sich unsere Betten auf dem gesamten Kontinent, blieben aber lange Zeit etwas, das sich der Durchschnittsbürger nicht leisten konnte.

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich das Gesundheitsbewusstsein – vor allem der Wellness-Boom der 80er und 90er Jahre schärfte das Verständnis für die lebenswichtige Funktion des gesunden Schlafs. Die Voraussetzungen dafür: gute Matratzen. Beste Voraussetzungen also für einen Hersteller von Matratzen, die ausschließlich mit natürlichen Stoffen gefüllt sind und die Bewegungen der Wirbelsäule optimal unterstützen. Der einstmalige Luxusartikel Vispring-Bett wurde zu einem zwar teuren, aber durchaus auch für den Normalverbraucher relevanten Thema. „Mittlerweile verkaufen wir unsere Betten zu 98 Prozent an private Kunden. Im Hotelbereich ist der Umsatz dagegen zurückgegangen“, sagt Joop Groos.

Vi-Spring doppelmatratzen Bett

Vi-Spring doppelmatratzen Bett

Deshalb muss der Konzern sich allerdings nicht verstecken, denn dank des anhaltenden Boxspring-Trends erwirtschaftet das Unternehmen luxuriöse 30 Millionen englische Pfund pro Jahr. Da kann man es sich auch leisten, alles von Hand und nach den Wünschen des jeweiligen Kunden herstellen zu lassen. Die zurzeit verfügbaren acht Vi-Spring-Modelle reichen vom Einsteigermodell „Baronet Supreme“, das mit 100 x 200 Zentimeter Matratze und 884 einzeln eingetaschten Sprungfedern noch relativ bodenständig daher kommt, bis zum Top Modell „Signatory“ mit 3360 Taschenfedern in einer 200×200 Zentimeter Matratze.

Einen solchen „Rolls Royce“ der sich voll ausgestattet gerne mal in der Preisklasse von zwei Mittelklasse-PKW bewegt, können sich nach wie vor nur die oberen Zehntausend leisten, die – ganz wie in den alten Zeiten – über Mund zu Mund Propaganda die Kunde der Luxus-Betten verbreiten. Mit Erfolg. David Beckham bettet sich auf Vi-Spring Komfort, und auch Paris Hilton schläft auf wabenförmig angeordneten Taschenfedern. „Es gibt da eine lustige Geschichte um Paris Hilton“, sagt Joop Groos: „Als sie damals ins Gefängnis sollte, hat sie darum gebeten, drei Dinge mitnehmen zu dürfen: ein Foto von ihrer Familie, ein Gemälde, das ihr viel bedeutet – und ihr Vi-Spring-Bett.“ Groos lacht, streicht bedächtig über die Matratze, auf der er gerade sitzt und sagt schließlich: „Das Bett hat sie nicht mitnehmen dürfen“.

Marcus Italiani