Gesundheit ist in. Naturschutz und Naturverbundenheit auch. Inzwischen ist dieser Trend auf dem Bettenmarkt angekommen und wird freilich von den Herstellern zusätzlich befeuert. Vom „Bio“ in der Bettenbranche…
Das Label „Bio“ ist beliebt, hat aber inzwischen schon die ersten Kratzer. Immerhin, der Begriff haftet heute nicht mehr nur verqueren Naturromantikern und Esoterikern an. „Bio“ ist vornehmlich zum Luxusprodukt geworden, hat aber auch schon Einzug bei den Discountern gehalten. Dass auch im Biosegment ein harter Preiskampf tobt, Arbeitnehmer unter Dumpinglöhnen ächzen und sich hinter manchem Biosiegel auch nichts weiter als das übliche Junk Food verbirgt, ist keine Neuigkeit mehr.
Der Lebensmittelmarkt ist derweil nur ein Beispiel. Das Thema zieht sich durch alle Lebens- oder besser Konsumbereiche. Umweltfreundlichkeit und Gesundheit sind die beiden Schlagworte, die fast immer in einem Atemzug genannt werden – mit dem Hinweis, dass das nicht billig ist, die Menschen in diesen „schwierigen Zeiten“ aber bereit seien, für langlebige Qualitätsgüter mehr Geld zu investieren. Vorausgesetzt sie haben es, versteht sich.
Der Hersteller Jensen aus Norwegen präsentierte in diesem Jahr eine „Weiterentwicklung“ nach „neuen ökologischen Erkenntnissen“ seines Bettsystems „Supreme“. Neben norwegischer Schurwolle werden Materialien verwendet, die Bakterien- und Milbenbildung verhindern sollen; zudem preist sich Jensen als erster Hersteller, der auf die Idee kam, seine Matratzen mit einem abnehmbaren, waschbaren Bezug auszustatten. „Natur zählt“ ist das Motto des Boxspringsystems. Daher arbeitet Jensen ausschließlich mit norwegischen Kiefernholz – aus „nachhaltiger Forstwirtschaft“.
Relax aus Österreich (siehe auch „Merkwürdige und absurde Features“) bietet zwar durchaus interessante und gemütlich anmutende Massivholzbetten an (siehe auch: Massivholz und Umweltschutz), aber nachdem die Österreicher bereits mit der positiven Wirkung von Diamanten im Bett den Vogel abgeschossen haben, ist der „nachweislich bessere Schlaf“ aufgrund des Materials doch eher zweifelhaft. Ob der Schlaf wirklich besser ist möge wie üblich der Kunde entscheiden. Interessanterweise kommt bei Relax eine Werbebotschaft hinzu, die derzeit oft zu vernehmen ist: Die Botschaft vom „metallfreien Schlaf“. In den Betten werden keinerlei Metallteile verarbeitet. Bringt vermutlich ebenso viel, wie die Diamanten.
Vitamin Design aus Hamburg trägt die Gesundheit schon im Namen. Im neuen Bett „Taurus“ soll es sich aufgrund „humanverträglicher Materialien“ daher besser schlafen. Dass schlechter Schlaf viel mehr mit den Lebensumständen als mit der Schlafunterlage zu tun haben könnte wird freilich nicht erwähnt. Ähnliche Prämissen bezüglich natürlicher Materialien verfolgt auch Zweigraum aus Blomberg – setzt dabei aber anstelle penetranter Ökobotschaften auf das ansprechende Design der hauseigenen Betten. Das Argument Öko ist natürlich kein Schlechtes. Der Kunde sollte aber dennoch nicht blind diesem Kriterium folgen, sondern die Marketingslogans hinterfragen. So dürfte ihm manche Enttäuschung, vor allem im Gegensatz zum blinden Onlinekauf, erspart bleiben.