40.000 Seiten findet Google mit dem Begriff „Wasserbetten Fabrikverkauf“. Scheinbar also ein Riesenmarkt. Doch wie so oft im Internet muss auch hier die Spreu vom Weizen getrennt werden. Das Label „Fabrikverkauf“ ist in den meisten Fällen ungerechtfertigt.
Denn was bedeutet „Fabrikverkauf“? Doch dass jemand, der etwas herstellt, seine Produkte unter Umgehung des Handels sozusagen direkt ab Werk verkauft. Das ist schon in der großen Wirtschaftswelt ein Problem, etwa in der Sportartikelindustrie. Die Factory Outlet Center, die von den großen Marken in die Provinz gestellt wurden, sind gut besucht und nicht nur den kleinen Sportläden ein Dorn im Auge. Das Gleiche gilt für den mittlerweile bundesweit bekannten Mode-Standort Metzingen. Wer den Aufwand nicht scheut und weite Anfahrtswege auf sich nimmt, der kann in Factory Outlet Centern – auch nach den inzwischen stark erhöhten Preisen – immer noch ein Schnäppchen machen.
Bei Wasserbetten ist das deshalb etwas anderes, weil viele Anbieter gar keine Hersteller sind und also auch nicht ab Werk verkaufen können, weil sie gar kein Werk haben. Nun wissen wir natürlich alle, dass auch deutsche Weltkonzerne, egal aus welcher Branche, kaum mehr in Deutschland produzieren. Der Unterschied zu den Wasserbett-Fabrikverkäufern: Sie haben eine Entwicklungsabteilung. Das heißt, die Idee zu einem Produkt entsteht in Deutschland. Ausgelagert wird nur die reine Herstellung, selbstverständlich nach deutschen Qualitätskriterien. So gesehen, sind die großen Marken also durchaus auch Hersteller: sie lassen nach ihren eigenen Maßstäben und aufgrund ihrer eigenen Ideen produzieren.
Auf dem europäischen Wasserbetten-Markt gibt es im Massenmarkt allerdings nur drei Hersteller: die belgische Firma TTI, die deutsche Kallisto GmbH und das dänische Unternehmen Akva. Streng genommen, dürften also nur diese drei einen Fabrikverkauf anbieten.
Woher dann 40.000 Google-Seiten? Nun, das sind natürlich zum einen ganz normale Händler, die sich von dem populären Begriff „Fabrikverkauf“ eine verkaufsstimulierende Werbewirkung erhoffen, zum anderen Kleinstfirmen, die sich für wenig Geld einen Schweißroboter gekauft haben und damit die letzte Naht selber anbringen. Die Wassermatratzen kaufen sie in großen Mengen, lagern sie und bei Bestellung fügen sie die entsprechenden Beruhigungsvliese hinzu. Dann erst wird die Matratze verschlossen. Das ist sogar legal. Ob es der Qualität dient, ist eine andere Frage, denn wie gut solche billigen, von wirklichen Herstellern ausrangierten Schweißroboter arbeiten, kann sich jeder selbst ausmalen. Das heißt, bei vielen Wasserbetten aus einem Fabrikverkauf dürften schon bald Probleme an der Schweißnaht auftauchen.
Doch wie gesagt: Illegal ist eine solche Handhabe nicht. Denn Hersteller darf sich in Deutschland jeder nennen, der Einzelteile kauft und daraus ein Produkt zusammenfügt, zum Beispiel ein Wasserbett. Fragen Sie also immer nach, wo und wie das angebotene Wasserbett entstanden ist.
Autor: Michael Babilinski