Feng Shui funktioniert nicht nur im Kleinen, in Schlafzimmern und Wohnräumen. Auch in Hotels und Stadien wird die chinesische Energie-Lehre zum Wohle der Kunden genutzt.
Da sage noch einer, Feng Shui sei nur was für Spinner. Zum Beispiel Thomas Glöckner. Der Nürnberger Architekt bewarb sich vor drei Jahren um den Bau der Olympiahalle von Peking. Im Gegensatz zu seinen 800 Mitbewerbern, darunter einigen der größten Architekturbüros der Welt, bezog er in sein Konzept auch die uralten Regeln des Feng Shui ein. Glöckner gewann. Vergangenen Sommer war Baubeginn. Als Olympiaarchitekt spielt der Mittelständler nun im Konzert der ganz Großen mit. Er darf sich berechtigte Hoffnungen machen, in Südafrika ein Stadion für die nächste Fußball-WM zu bauen.
Oder Marc Sielhöfer. Der Direktor des einzigen Feng Shui Business-Hotels der Welt freut sich täglich über die positive Resonanz seiner Kunden. „Ich habe noch nie so gut geschlafen“ heißt es im Gästebuch, oder „So wohl habe ich mich in einem Hotel selten gefühlt“. Das Corbin-Hotel in Freising rund 35 Kilometer nördlich von München wurde bis ins kleinste Detail nach den Regeln des weltweit anerkannten Feng-Shui-Experten Yes T.Y. Lim erbaut. Das hat kürzlich auch die Jury der Hospitality Sales & Marketing Association Deutschland anerkannt und die mit 46 Zimmern vergleichsweise kleine Herberge mit dem „SAM“ ausgezeichnet, einem renommierten Marketingpreis. Hervorgehoben wurde unter anderem, dass auf pseudo-asiatisches Dekor verzichtet und der Schwerpunkt dafür auf die entscheidenden Pluspunkte von Feng Shui gelegt wurde. So sind alle Ecken im Haus abgerundet, die Bettmaterialien bestehen aus selbst kreierten Buchenholzfasern und ein möglicher Elektrosmog kann in den Zimmern individuell per Netzfreischaltung ausgeschlossen werden. „Wir verkaufen nicht nur Übernachtungen, wir verkaufen spürbar guten Schlaf“, meint Sielhöfer.
Das macht sich bezahlt: Im ersten Betriebsjahr wies das Corbin Hotel eine vierzigprozentige Belegung auf, 2005 war die Kapazität bereits zu 60 Prozent ausgelastet.
Bleibt das Problem der Scharlatanerie, etwa in der esoterischen Ratgeber-Literatur. Pamela Jentner, Feng-Shui-Beraterin im Bauzentrum Poing bei München, nennt das Phänomen „Feng Shui light“: „Selbstverständlich wird es nicht schaden, irgendwo ein Windspiel aufzuhängen oder die Couch zwei Meter nach rechts zu rücken“, sagt sie. „Aber helfen wird es kaum.“ Wer seine Wohnung wirklich nutzbringend verändern möchte oder einen Hausbau nach Feng Shui Regeln plane, komme um eine umfassende Beratung nicht herum. Bei der Auswahl des Beraters sei dessen Ausbildung ebenso wichtig wie die Berufserfahrung sowie Zeugnisse und Zertifikate. Wer Genaueres wissen will, kann sich bei Pamela Jentner unter der Telefonnummer 089-94911638 anmelden. Im Bauzentrum Poing erhält man eine 30-minütige kostenlose Einführung.
Dabei erfährt man auch, das Feng Shui eben nicht die Glöckchen- und Deko-Philosophie ist, die in Deutschland so weit verbreitet ist: „Ich fand diese Dinge schon immer sehr pragmatisch“ sagt Olympiaarchitekt Glöckner. „Diesen Pragmatismus entdeckt man kaum, wenn man sich die esoterischen Feng-Shui-Veröffentlichungen in den Buchläden durchliest. Die chinesische Feng-Shui-Lehre beschreibt sehr einfache Grundsätze, warum und wie sich Menschen in gebauter Umgebung wohl fühlen. Dafür werden in China eben sehr blumige Formulierungen verwendet.“
Ein Problem der Übersetzung also. Die kulturellen Unterschiede zwischen China und Westeuropa werden in der Wortwahl besonders deutlich. Nur Berater, die sich in beiden Welten auskennen, können für den westlichen Kunden als Kulturvermittler agieren. Berater wie Pamela Jentner. Bei ihr gibt es keine blumigen Ausdrücke, ihre Tipps sind ganz praktischer Natur: „Im Bett ist eine gute Rückendeckung wichtig – sie gibt Stabilität. Das Betten-Kopfteil sollte daher schon massiv sein.“
Pamela Jentner, Tel. 08161 – 688 87, www.orangepep.de
Corbin Hotel, Freising: www.corbin-hotel.de
Thomas Glöckner, Architekt für Olympia in Peking 2008: www.gloeckner.de
Autor: Michael Babilinski