Moosburger IMM-2011

Moosburger: Echt Öko

Schon seit mehreren Jahren steigt auf der IMM Cologne die Zahl derer, die sich naturverbunden geben, mit dem Label „Öko“ werben, für Umweltschutz und Gesundheit eintreten. Bei vielen ist es aber leider kaum mehr als aggressives und mitunter nur partiell glaubwürdiges Marketing, und die alte Faustformel – je aufdringlicher, desto unglaubwürdiger – gilt auch hier. Ganz anders bei der Rosshaar-Manufactur Moosburger aus Hörbranz in Österreich: Ganz bescheiden und ohne volltönende Werbesprüche präsentieren Vater und Sohn ihre Produkte auf der Messe, und die sind wirklich Öko im allerbesten Sinne.

Christian Moosburger führt die Firma, deren Geschichte vor rund hundert Jahren begann, bereits in fünfter Generation. Entspannt und gut gelaunt präsentieren er und sein Vater Walter Moosburger auf der IMM Cologne 2011 die Produktpalette des Familienunternehmens. „Mein Vater hat sich vor vierzig Jahren ganz auf Rosshaar spezialisiert.“ Große Säcke des natürlichen Materials zieren den Stand, auf dem ein Bett und eine Kissenkollektion zu begutachten sind. Bei Moosburger wird alles noch selbst gemacht, in Handarbeit, traditionell, ganz ohne moderne Maschinen und auch ohne Chemie. Der politisch in Verruf gekommene Begriff „konservativ“ zeigt sich hier von seiner besten Seite. „Wir kommen aus dem traditionellen Polsterer-Handwerk“, erzählt Christian Moosburger. „Mit modernen Maschinen könnten wir das gar nicht machen. Wir arbeiten per Hand, auch die Bezüge werden auf alten Webstühlen gefertigt. Nur damit kann man wirklich hohe Qualitätsstandards halten.“

Moosburger IMM-2011

Christian Moosburger im Gespräch mit Schlafen-Aktuell

Ob Matratze oder Kissen – alles ist mit Rosshaar gefüllt, je nach Menge und Dichte lässt sich der Härtegrad variieren. So gibt es ein Nackenkissen, das im kritischen Bereich schön fest ist, während der Hinterkopf weich gebettet wird. Die Form- und Variantenvielfalt ist erstaunlich, ebenso sehr wie die dreiteilige Rosshaar-Matratze. „Die Dreiteilung hat mehrere Vorteile. Zum einen ist die Matratze dadurch leicht zu handhaben, zum anderen kann man die Einzelteile verschieben. Die größte Last trägt immer das mittlere Stück, während das Fußstück fast gar nicht belastet wird. Durch regelmäßigen Wechsel sorgt man für gleichmäßige Belastung der kompletten Matratze.“

Das Material ist sehr stabil und elastisch, die Matratze auffällig dünn, und tatsächlich kann man mühelos ein Element entfernen. Das Problem, unter dem Bett Staub zu saugen, das bei großen und schweren Matratzen mitunter eine schwierige Aufgabe ist, stellt sich hier erst gar nicht. Ebenfalls dreiteilig ist die bisher originellste Lattenrost-Lösung, die wir auf der Messe bewundern durften: Die Latten sind in die unteren Rosshaar-Kissen eingewebt. Was auf den ersten Blick wenig stabil erscheint, ist robuster als so manches High-Tech-Modell. Moosburger demonstriert das, indem er sich draufstellt auf das Element, das links und rechts locker auf den Bettleisten aufliegt. „Das gesamte Gewicht liegt auf den Füßen des Bettrahmens“, sagt er. „Und durch das Einweben der Latten benötigt man keine Kautschuk- oder Kunststoffhalterungen, die nach ein paar Jahren porös werden und ersetzt werden müssen.“ Ebenso stabil und solide wirkt der Massivholzrahmen aus Fichte, ebenfalls Handarbeit, der metallfrei mit Holzdübeln zusammengehalten wird.

Die Moosburgers setzen auf Nachhaltigkeit. Erzählen tun sie das nur auf Nachfrage oder in ihrem zurückhaltend und informativ gestalteten Infomaterial. „Für uns ist es sehr wichtig, mit einem Material zu arbeiten, das eine sehr lange Lebensdauer hat. Wir heben uns auf ökologische Weise ab, aber wir müssen das nicht propagieren. Man sieht das.“ Und er hat Recht. Bei anderen Herstellern fragt man skeptisch, wo denn das propagierte „Öko“ eigentlich ist, bei den Moosburgers stolpert man darüber. Es ist unübersehbar. Noch beachtlicher ist in heutigen Zeiten, dass bei Moosburger Produkte hergestellt werden, die so langlebig wie möglich sein sollen – während alle Welt damit kalkuliert, dass der Kunde ein Produkt nur noch „übergangsweise“ kauft und spätestens nach ein paar Jahren ersetzen muss. Allein dieser Teil der Firmenphilosophie ist ein Alleinstellungsmerkmal, gegen das kaum andere Aussteller auf der IMM Sleep in Halle 9 ankommen.

Jedes Moosburger-Produkt wird übrigens eigens nach Kundenbestellung und –wunsch angefertigt. „Wir haben kein einziges Stück auf Lager.“

Und wer kauft die Rosshaar-Produkte? In Deutschland, so lässt Christian Moosburger durchklingen, ist der Absatz eher gering, während es sowohl in Japan als auch in China einen Generalvertrieb gibt. Eigentlich klar: Die Rosshaar-Matratzen sind Futons im besten traditionellen Sinne, während man sich in Fernost für die Hybrid-Modelle, die im Westen unter „Futon“ firmieren, eher wenig interessiert.