Der Möbel Zentral-Einkauf (MZE) und der Fachverband Wasserbett e.V. machen sich auf, das Wasserbett aus der Nische zu befreien. Während der MZE im Oktober ein „Wochenende des Wasserbetts“ samt Gewinnspiel veranstaltet, will der Fachverband im Marketing neue Wege gehen und den Endkunden nun auch via Social Media erreichen. Während er vormals in der Kritik stand, eher die Verkaufserfolge der eigenen Mitglieder zu pushen als dem Produkt an sich und damit dem Endkunden zu dienen, scheint jetzt ein Gesinnungswechsel stattgefunden zu haben. Das Wasserbett – bald Standard in deutschen Schlafzimmern?

Der Fachverband wolle „das Interesse der Fachöffentlichkeit erhöhen und deren Kompetenz und Wissen in Bezug auf Wasserbetten stärken“, sagt Pressesprecherin Angela Heinemann. „Auch innerhalb der Bettenbranche selbst gibt es über das Wasserbett noch Aufklärungsbedarf – selbst nach über 30 Jahren Präsenz auf dem deutschen Markt.“ Die Kommunikation mit dem Endverbraucher solle in Zukunft stärker über neue Medien gesucht werden: „Wir sind für Neuerungen offen und versuchen, mit der Zeit zu gehen.“ Zudem sollen Hersteller, Händler und Zulieferer gleichberechtigt an der Verbandsarbeit beteiligt sein, sofern sie sich mit den Leitlinien identifizieren können.

„Der Fachverband ist kein Lobbyverband der Hersteller, der gegen die Händler arbeitet, im Gegenteil, beide arbeiten gemeinsam an einem Ziel: Die Popularität des Wasserbetts zu steigern“, sagt Andrejel Zajac vom Carbon-Heater-Hersteller T.B.D. „All das steht noch am Anfang, aber es sind klare Ziele definiert und ich bin optimistisch.“

Worauf es vor allem ankommt ist das Wie. Einen ersten Ansatz lieferten Zajac und der Fachverband, indem sie kürzlich via Facebook ein Bild mit einer simplen Frage lancierten:

Social Media Kampagne: Wasserbett Fachverband

Der MZE seinerseits veranstaltet am 26. und 27. Oktober ein „Wochenende des Wasserbetts“, an dem zahllose Händler im gesamten Bundesgebiet teilnehmen. Die Kunden sollen vor allem über die Vorzüge des Schlafens auf Wasser informiert werden, Vorurteile sollen abgebaut werden. Ergänzend gibt es ein Gewinnspiel, bei dem es neben Accessoires und Geldpreisen ein hippes Wasserbett zu gewinnen gibt. Eigens hierfür wurden ein ansprechender Internetauftritt und in modernem Design gehaltene Broschüren realisiert. http://www.schoene-betten.de/

Wasserbetten: Eine Vielzahl von Möglichkeiten

Erstmals scheinen auch die Marketingstrategen der Branche aufzuwachen, nachdem das Wasserbett jahrelang mehr oder weniger als Gesundheitsprodukt angepriesen worden war: Es sei gut für den Rücken, die Wirbelsäule, könne sogar zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. All das ist schön, gut und richtig, aber wenn man es penetrant in den Vordergrund stellt erklärt man quasi jeden potentiellen Kunden erstmal zum Patienten. Haben Sie Rückenbeschwerden? Kaufen Sie ein Wasserbett – so klang das Werbemotto, und dieses Motto ist freilich zweifelhaft. Wer Rückenprobleme hat braucht kein Wasserbett, sondern primär einen Orthopäden.

Stattdessen gilt es, wie üblich im Wohn- und noch vielmehr im Schlafsektor, auf Gemütlichkeit und Wohlbefinden zu setzen, oder, wie es Wasserbettpionier Roland Formica aus San Francisco simpel auf den Punkt bringt: „Wasserbetten sind groovy!“ Seinen größten Erfolg habe er gehabt, so erzählt er uns, als der Playboy schrieb, wie gut Sex im Wasserbett sei. Zu solchen Aussagen lässt sich die mitunter doch recht konservative Branche in Deutschland nicht hinreißen. Die Boxspringhersteller sind deshalb so erfolgreich, weil sie nicht nur auf Gemütlichkeit, sondern auch auf eine lange Luxustradition verweisen können, während dem Wasserbett noch immer ein gewisses Billigimage anhaftet. Das liegt nicht nur an Fällen wie dem Lidl-Skandal oder den Enttäuschungen durch Onlinehändler, die Billigware aus Fernost verkaufen.

Nein, es liegt auch an der Stutenbissigkeit innerhalb der Branche selbst. Eine Handvoll Hersteller betreibt seit jeher gutes Marketing, andere trugen derweil dazu bei, das Image der kompletten Branche runterzuziehen. Prominentestes Beispiel ist dabei sicherlich Tasso. Einst ein großer Player, spricht heute fast niemand mehr von Tasso-Betten. Jahrelang wurden Tasso-Betten nur über einen Weg vermarktet: Indem man gegen die Konkurrenz giftete und Vorurteile in die Welt setzte, Kunden verunsicherte, indem man vor allem seitenlang die Risiken des Wasserbetts erläuterte, nur um dann zum Punkt zu kommen, dass bei Tasso alles anders sei (Screenshots). Den eigenen Verkäufen mag es kurzfristig geholfen haben, langfristig hat es dem Produkt an sich geschadet, denn was sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat, ist das Negative. Nicht anders der Hersteller Reckert Werkstatt Möbel, der vor einigen Jahren versuchte, die Kommentare eines enttäuschten Kunden aus dem Schlafen-Aktuell-Forum zu klagen und dabei nicht merkte, wie er den eigenen Ruf schädigte. Defensives Auftreten ist selten gute PR.

Doch vielleicht sind diese Zeiten nun vorbei, vielleicht wird auch die deutsche Wasserbettenbranche langsam erwachsen. Die Ansätze des neu formierten Fachverbands, des MZE sowie das Engagement einzelner Hersteller, das Wasserbett neutral zu bewerben und ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, sind vielversprechend. Vielleicht hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt…