getraeumt

Traumbild

Dass ein ausreichender und ausgeglichener Schlaf sowohl für die physische als auch die psychische Gesundheit unabdingbar ist, das ist fast schon eine Binsenweisheit. Wer Wert auf gesunden und erholsamen Schlaf legt, der muss aber weit mehr beachten als nur die richtige Unterlage. Zahlreiche Einflussfaktoren spielen eine Rolle – ein Indikator sind die Träume.

„Träume sind vermutlich sogar unser kreativer Versuch, den Schlaf zu erhalten“, sagt der Kölner Psychotherapeut und Psychoanalytiker Dr. med. Valentin Z. Markser, und erläutert: „Fast jeder erinnert sich daran, schon einmal von Kirchenglocken oder Schiffsirenen geträumt und dabei das Klingeln des Weckers überhört zu haben. Der Schlaf und die Träume sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig.“

Spätestens seit Sigmund Freuds wegweisendem Werk „Die Traumdeutung“ wissen wir, dass Träume ein wesentlicher Mechanismus des Unbewussten sind, Erlebtes zu verarbeiten. Alpträume können aber auch ein Hinweis auf unruhigen Schlaf sein, der vielerlei Ursachen haben kann: „Organisch oder nichtorganisch bedingte Schlafstörungen liefern oder verändern oft die Trauminhalte. Gründe können im organischen Bereich beispielsweise Erkrankungen des Stoffwechsels, Magen-Darm-Erkrankungen, Herzerkrankungen oder Schilddrüsenfunktionsstörungen sein.“ Hinzu kommen psychogene Faktoren wie Angst oder Konflikte, mangelhafte Wohnqualität – etwa ein unbequemes Bett, die falsche Raumtemperatur oder Luftqualität -, Lärm, aber auch Medikamente und Drogen, deren Wirkung den Schlaf und die Verarbeitungsmechanismen im Gehirn beeinflussen.

Laut Markser sind die Symptome bei Schlafstörungen und Alpträumen oft unspezifisch. „Das heißt, dass man von der Qualität der Störung nicht unmittelbar phänomenologisch auf deren Ursache schließen kann.“ Wie aber kann Menschen geholfen werden, die unter den genannten Beschwerden leiden und sich, wie Anthony Burgess in seinem Buch „Wiege, Bett und Récamier. Kleine Kulturgeschichte des Liegens“ schreibt, „beim Aufstehen viel erschöpfter als beim Hinlegen“ fühlen (siehe dazu auch Die Geschichte des Schlafens)? „Bei jeder ernsthaften Schlafstörung, die gesundheitsbeeinträchtigend ist, müssen medizinische Untersuchungen durchgeführt und organische Ursachen ausgeschlossen werden“, erklärt Markser. Fehle der krankhafte organische Befund, müssten die psychogenen Faktoren betrachtet werden. Wesentliche Ursachen seien aber auch in falschen Schlafgewohnheiten zu finden. Wer trotz eines guten Bettes und in körperlicher und geistiger Gesundheit schlecht schläft, der verhält sich unter Umständen einfach falsch, ohne sich dessen bewusst zu sein. „Die Vorbereitung für gesunden Schlaf beginnt tagsüber: Indem man für Konfliktverarbeitung sorgt, Ess- und Trinkgewohnheiten einteilt, und beispielsweise eine feste Zeit fürs Zubettgehen festlegt, um eine gewisse Gewohnheit zu entwickeln.“ Hilfreich sei zudem, das Schlafzimmer ausschließlich zum Schlafen zu nutzen, damit sich im Gehirn die entsprechende Assoziation verfestigt.
Markser weist darauf hin, wie wichtig und unabdingbar gesunder Schlaf für das körperliche und geistige Wohlergehen ist. „Nicht von ungefähr ist Schlafentzug eine sehr alte und beliebte Foltermethode, die schnell zu psychotischen Reaktionen und zum völligen Zusammenbruch der seelischen und körperlichen Funktionen führen kann.“

Autor: Michael Babilinski