Seit Jahrzehnten setzen Boxspringbetten den Standard in amerikanischen und skandinavischen Schlafzimmern, seit einigen Jahren etabliert sich der Trend auch in Deutschland. Die Internationale Möbelmesse IMM Cologne gibt die Richtung vor, und obwohl man schon während der vergangenen Messen dachte, dass er sich nicht weiter steigern ließe, hat die Boxspring-Dichte 2014 noch einmal zugenommen.
Auch Dr. Ulrich Leifeld, der Vorsitzende des Verbandes der Matratzen-Industrie in Deutschland hat damit in dieser Form nicht gerechnet, wie er im Interview mit Schlafen Aktuell zugibt: „Die Schlafkultur in Deutschland setzt eher auf ein klassisches System aus Matratze und Unterfederung. Aber der Blick geht in die USA und die skandinavischen Länder, wo Boxspring seit jeher Standard ist. Es findet eine Ästhetisierung des Schlafens statt. Die Optik spielt eine große Rolle. Das ist eine Mode, die gerade auf dem Vormarsch ist, aber mit der Zeit wird der Konsument auch hier für die Qualitätsunterschiede sensibilisiert werden. Erst dann wird man sehen können, ob sich der Trend nachhaltig durchsetzt.“
Qualitätsunterschiede sind auch auf der Messe allenthalben auszumachen. Während die etablierten Luxusmarken wie Somnus, Vi-Spring, Grand Luxe und Co weiterhin unangefochten edel und exklusiv auftreten, kommen vor allem im mittleren und unteren Preisbereich Wettbewerber hinzu, und vieles ist da lediglich Boxspring-Optik statt hochwertigem Schlafgenuss mit vielen tausend Federn.
Größen der Bettenbranche wie Fey oder Dunlopillo zeigen eigene neue Boxspring-Kollektionen, wobei Fey mit dem Step 5 Konzept zumindest eine originelle Idee einbringt: ein aus fünf Einzelkomponenten frei kombinierbares Boxspringbett, bei dem allerdings auch reine Schaummatratzen zur Auswahl stehen, was den Begriff Boxspring ad absurdum führt. „Boxspring ohne Spring“ zeigt Coco-Mat aus Griechenland: Betten aus Naturmaterialien im Boxspringdesign; demgegenüber fertigt Candia Strom Boxsprings und Taschenfederkern-Matratzen auf höchstem Niveau und in Handarbeit und das zu überraschend humanen Preisen von maximal 10.000 Euro – bezahlbarer Luxus, ebenfalls aus Griechenland.
Auch einen Blick wert sind die edlen und orientalisch anmutenden Betten von Yatsan, dem drittgrößten Bettenhersteller der Türkei, der unter anderem auch für King Koil fertigt, während die deutsche Manufaktur Disselkamp mit der Marke Woodspring das Thema Boxspring eher als Vehikel für konservative aber ansprechend designte Bettrahmen in Massivholz-Optik nutzt. Bescheiden aber selbstbewusst kommen derweil die Schweden von Schwedenbett oder Bed Factory daher, die auf klassisch-moderne Anmutung und hohen Liegekomfort setzen. Gut die Hälfte der „sleep“-Hallen auf der IMM 2014, so empfindet man es, widmet sich dem Thema Boxspring, was für den Messebesucher recht schnell auch ermüdend wird. Die Gefahr, den Hype durch den schieren Angebots-Overkill abzuwürgen, besteht.
Die Bandbreite ist scheinbar endlos, den Verbrauchern scheint es wichtig zu sein, sich etwas ins Schlafzimmer zu holen, das nach Boxspring aussieht aber nicht zwingend Boxspring sein muss, was aber ins Auge fällt ist die optische Einfallslosigkeit vor allem bei den großen deutschen und österreichischen Herstellern, die auf das Thema aufspringen um kurzfristig zu profitieren – kein Vergleich zu jenen, die seit Jahr und Tag Boxsprings produzieren. Wer sich den Unterschied vergegenwärtigen möchte, der stelle ein Bett von Dunlopillo oder Fey neben eines von Somnus oder Hästens, vom Probeliegen gar nicht zu sprechen…