Um seine Geltex-Matratzen in aller Munde zu bringen, drückt Hersteller Schlaraffia kräftig auf die Tube. An seinem IMM-Stand präsentierte das Unternehmen in Endlosschlaufe einen jugendlichen Werbespot, der nach der Messe im Fernsehen anlaufen soll und in dem ein Pizzabote in eine Party platzt, die von einer imposanten Vielfalt menschlicher Erscheinungsformen besucht wird. Die Aussage: „Kein Mensch ist wie der andere, aber jeder schläft besser auf Matratzen mit Geltex.“ Die Ernsthaftigkeit des Slogans stützt das Unternehmen mit einer 90-tägigen Umtauschgarantie für jeden Kunden, der auf Konkurrenzprodukten besser zu nächtigen behauptet.
Schlaraffia gilt auf dem Bettenmarkt als Global Player. Mit der Unternehmsgröße ist leicht zu erklären, daß Geltex als eigens patentierte Gelschaum-Matratzenfüllung aus den hauseigenen Labors im belgischen Wetteren stammt. Jens Fischer, Schlaraffia-Marketingleiter für Deutschland und die Schweiz, erklärt den Ansatz hinter dem neuen Produkt: „Die Entwicklung basiert auf einer umfassenden Kundenumfrage, bei der jeweils über 80 Prozent der Befragten ihrem Wunsch Ausdruck gegeben haben, frei von klassischen Schlafschmerzen etwa an Schultern und Kreuz zu erwachen. Schmerzfreiheit lag somit mit Abstand an erster Stelle der Kundenbedürfnisse.“ Dementsprechend hätten die Geltex-Ingenieure Materialien erforscht, die gleichzeitig druckentlastend, becken- bzw. körperstützend und atmungsaktiv wirkten, eine Kombination von Eigenschaften, die Schlaraffia mit dem Begriff „Schlafdreieck“ vermarktet.
Der Einsatz von Gelen ist auf dem Bettenmarkt eine relativ junge Erscheinung. Einer der Vorreiter war die italienische Firma Technogel, deren Elastomere zuvor bereits in verschiedenen Industrien zum Einsatz kamen. Gele können sehr unterschiedliche Erscheinungsformen annehmen, etwa als dreidimensionale Hohlraum-Wabengitter bei Svane oder als Kissen, es gibt sie flüssig, trocken oder auch als Schaum, eine eindeutige Definition ist für Gele nicht gegeben. In Matratzen verarbeitet liefern sie gute Eigenschaften bei der Druckverteilung.
Schlaraffia setzt mit seiner aktuellen Kampagne ganz auf die Gel-Schiene, die Absatzprognosen sind günstig. Wieviel Gel tatsächlich in Geltex steckt, oder ob es sich bei der Innovation aus dem Hause Schlaraffia vor allem um ein Marketing-Konzept handelt, läßt sich am Besten beim haptisch-visuellen Test überprüfen. Dabei wirken die Unterschiede innerhalb des doppelschichtigen Matratzen-Inlets nicht allzu gravierend. Die untere Schicht besteht aus einem an den Problemzonen eingeschnittenen herkömmlichen Schaum, der etwas fester daherkommt als die aufliegende „Geltex-Schicht“, die das Label bezeichnet, und die sich weder visuell noch haptisch von herkömmlichem Viscoschaum unterscheiden läßt. Tatsächlich ist die Frage „Gel oder Schaum?“ selbst auf chemischer Ebene nur schwierig zu beantworten. Materialien und Begriffsbezeichnungen befinden sich im Fluß. Für Schlafen Aktuell sah das Geltex-Gel nach Schaum aus. „Ja, Schaum“, befindet denn auch Jens Fischer lakonisch zum Abschluß der Besichtigung.