Gesundheit: Wasserbetten im klinischen Einsatz oder „Das Königinnen-Bett“
Wie beruhigend Wasserbetten wirken, zeigt ihr Einsatz im Zentrum für Schwerst-Schädel-Hirnverletzte des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg Eilbek.
Dort werden die Patienten in einem sogenannten Snoezelen-Raum (sprich: snuselen) einigen ausgesuchten Reizen ausgesetzt. Dahinter steckt die Idee, Reize anzubieten, die nicht wie im alltäglichen Leben völlig unstrukturiert und zufällig auf einen einströmen, sondern ausgewählt und beabsichtigt wirken sollen. Ebenso wichtig wie die Reize selbst ist dabei der Raum, in dem sie empfangen werden. Das Wort „snoezelen“ ist niederländisch und ist eine Zusammensetzung aus „snuffelen“, was schnüffeln oder schnuppern bedeutet, und „doezelen“, was übersetzt dösen oder schlummern heißt. Ein Snoezelen-Raum ist also ein Ort, an dem man wie es so schön heißt, die Seele baumeln lassen kann. Zeit darf bei dieser Form der Therapie keine Rolle spielen, der Patient soll sich den Reizen so lange aussetzen, wie er will.
In der Mitte des Raums steht ein 2 x 2,20 Meter großes Wasserbett, dessen Vibrationsboden mit einer Stereoanlage verbunden wurde. Musik und Geräusche erreichen den Patienten so nicht nur auf der akustischen Ebene, sondern werden von ihm sowohl mit dem Tastsinn als auch mit dem so genannten kinästhetischen oder tiefensensiblen Sinn wahrgenommen. Über das Wasserbett wurde ein Himmel gespannt, den man je nach Wunsch des Kranken vollständig oder nur teilweise über das Bett ziehen kann. Eine Patientin sagte einmal: „Man fühlt sich wie im siebten Himmel oder wie in einem Königinnen-Bett“.
Dass Wasserbetten die Gesundheit fördern können, wird im Snoezelen-Raum des Hamburger Allgemeinen Krankenhauses tagtäglich demonstriert. Die Musikauswahl variiert zwischen Klassik, Didgeridoos, Meeresrauschen, meditativen Klängen bis zu Rock und Pop.
Zum Einsatz kommen außerdem zwei so genannte „Blubbersäulen“ mit Farbdrehscheiben, die das Wasser bunt erscheinen lassen. Wer möchte, kann sich auch zwischen die Säulen setzen, um nicht nur die Lichteffekte zu sehen, sondern auch die Vibrationen zu spüren. Weitere Farbspiele werden mit einem speziellen Diaprojektor an die Wand projiziert.
Es geht also darum, durch das Wasserbett, den Vibrationsboden, die Musik und die Lichteffekte selektive Reize zu erzeugen, die mit verschiedenen Sinnen wahrgenommen werden können. Welche Reize ausgewählt werden, hängt vom Patienten ab. Es darf jedoch auf keinen Fall eine Reizüberflutung stattfinden – der Zusammenhang Wasserbett und Gesundheit wäre nicht mehr gegeben. Auf Grund ihrer Hirnschädigung ist es den Patienten aus dem Zentrum für Schwerst-Schädel-Hirnverletzte nicht möglich, die Reize, denen sie ausgesetzt sind, zu selektieren: Sie nehmen alles als gleich wichtig und in vollem Umfang wahr.
Die Farbspiele und die musikalischen Schwingungen, die sich über das Wasserbett in den Körper des Kranken fortsetzen, verbessern dessen Muskeltonusregulierung, seine Körperwahrnehmung wird besser, er kann sich gut entspannen. Das führt zur Motivationssteigerung und letztlich zum Beginn der Krankheitsverarbeitung. Wasserbetten können im Zusammenspiel mit Musik – wenn sich diese über das Wasser überträgt – auch positiv bei Aufmerksamkeitsstörungen oder fehlendem Antrieb eingesetzt werden.
Quelle: Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) Hamburg,
Autor: Michael Babilinski