Im Jahr 1969 eröffnete Roland Formica das erste Wasserbetten-Studio in San Francisco – sein Geschäft Odds N’ Ends Waterbeds besteht bis heute. Im Gespräch mit Schlafen Aktuell spricht der Wasserbett Pionier über die Entwicklung der Branche und des Produkts und erklärt, warum Wasserbetten für ihn die besten Betten der Welt sind…
Schlafen Aktuell: Herr Formica, es heißt, Sie seien der erste gewesen, der Wasserbetten in den USA etabliert hat – in den späten Sechzigern. Woher kam Ihr Interesse für Wasserbetten?
Roland Formica: Ich war nicht der erste. Die heutigen Consumer-Wasserbetten entstanden aus einem Designprojekt eines Magisterstudiengangs eines Studenten der San Francisco State University namens Charles Hall. Aber ich war der erste und auch der letzte unter vielen Wasserbetthändlern in der Bay Area, dem Geburtsort des modernen Wasserbetts. Mein Geschäft ist das älteste auf Wasserbetten spezialisierte Geschäft der Welt, ich habe es 1969 gegründet. Damals schien es, als gäbe es an jeder Ecke ein Wasserbettenstudio.
Ich eröffnete meinen Shop mit einundzwanzig Jahren und habe verschiedenste Dinge verkauft. Vieles wurde von Hippies aus der Gegend hergestellt, Lederwaren, Schmuck, Kerzen, Kunstwerke aller Art, Antiquitäten, Heilbäder und so ziemlich alles in dieser Richtung, das irgendwie ungewöhnlich und interessant war. Das erklärt den Namen: Odds N’ Ends Waterbeds. Das Wasserbett passte gut dazu.
Auf einem Wasserbett zu liegen war groovy. Es gab nichts vergleichbares, besonders wenn man es mit Kerzenlicht und cooler Musik kombinierte. Die Wellenbewegung der Wassermatratze war sehr sinnlich, es machte uns an. Als der Playboy schrieb, Sex im Wasserbett sei großartig, kurbelte das den Absatz an. Wenn Du eins hattest wollte jeder, der Dich besuchte, sich drauflegen. Die junge Wasserbettenindustrie erklärte damals dem normalen Bett den Krieg. „Joint he sleep revolution!“ stand auf unseren Bannern.
Schlafen Aktuell: Nicht nur das Publikum hat sich seitdem verändert, sondern auch das Wasserbett selbst. Welche Unterschiede liegen zwischen den ersten und den heutigen Wasserbetten?
Roland Formica: Die Hippies haben das Wasserbett populär gemacht. Die Hippies protestierten gegen den Krieg in Vietnam. Es war eine Zeit der Experimente und der freien Liebe. Wir wollten für den Frieden werben und unser Bewusstsein erweitern.
Unsere erste Wassermatratze war bloß ein großer, mit Wasser gefüllter Sack. Sie hatte keinen Rahmen, keinen Safety Liner, und anstelle einer Heizung benutzten wir ein 1“ dickes Stück Schaumstoff und verkauften sie für 39,95$. Ich habe viele Innovationen kommen und gehen gesehen und bin sehr glücklich, dass das Wasserbett trotz allem geblieben ist und sich zu dem großartigen Produkt entwickelt hat, das es heute ist.
Die Qualität der ersten Jahre ist mit der heutigen nicht vergleichbar. Die ersten Matratzen wurden mit einer Stoßnaht geschweißt. Erst später kam die bis heute gebräuchliche Kappnaht, die ebenso wie das heutige Vinyl viel stärker ist. Die frühen Wasserbetten hatten einen Harside-Rahmen aus Holz, der auch heute noch begehrt ist, mit späteren Entwicklungsschritten kam die Softside-Variante hinzu. Softside ist am beliebtesten, da es die besten Eigenschaften aller Varianten vereint.
Schlafen Aktuell: Und auch das Business hat sich verändert…
Roland Formica: Anfangs hatte ich nur ein Wasserbett im Laden, aber bald übertraf die Nachfrage alle anderen Produkte. Ich begann einen Ausverkauf, um Platz für weitere Betten zu schaffen. Seitdem hat sich Vieles verändert. Wie bereits erwähnt waren die ersten Kunden hauptsächlich Hippies. Wenig später wurden die gesundheitlichen Vorteile des Schlafens auf Wasser bekannt. Untersuchungen vieler renommierter Universitäten bestätigten, dass es im Wasserbett komplette Körperunterstützung gibt, ohne Druckpunkte, und dass auch das Körpergewicht optimal verteilt wird. Außerdem kann es Patienten mit Verbrennungen Erleichterung verschaffen, weil auch sie keinen Druck auf ihre Wunden mehr haben. Von da an waren unsere Kunden Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Das Wasserbett entwickelte sich weiter. Es ist seit unserer ersten Wassermatratze einen weiten Weg gegangen. Eine neue Industrie war geboren. Rahmen. Und Matratzenhersteller sprangen auf den Zug der Schlafrevolution auf. Es gab wunderschön designte Rahmen, Kopfteile und auch neue Matratzen, die jährlich auf Messen überall in den USA vorgestellt wurden.
Schlafen Aktuell: Was macht heute ein wirklich gutes, qualitativ hochwertiges Wasserbett aus? Wie kann ich als Kunde Qualität von Schrott unterscheiden?
Roland Formica: Es braucht einen sehr gut informierten und kompetenten Verkäufer, um dem Kunden genug Sicherheit zu geben und ihn vom Kauf eines Wasserbetts zu überzeugen. Ein qualitativ hochwertiges Wasserbett muss aus den besten Materialien bestehen und von Profis hergestellt werden. Der Ruf des Herstellers spielt also eine wichtige Rolle. Ein Hersteller, der hinter seinem Produkt steht und seinen Kunden guten Service bietet, wird am Markt bestehen können. Ich hatte das Glück, dass ich Hersteller auswählte, die es auch heute, vierzig Jahre später, noch gibt. In der Frühzeit des Wasserbettes gab es viele, die schnelles Geld machen wollten. Sie schmissen Billigprodukte auf den Markt. Durch den Preiskrieg gab es zeitweise komplette Kingsize-Wasserbetten für 99$. Komplett mit Rahmen, Sockel, Matratze, Liner, Heizung und Ausrüstung zum Befüllen. Es ging um den Preis, nicht um das gesunde Schlafen auf Wasser. Natürlich schadete das der Industrie, denn die Billigprodukte versagten am Markt.
Das sorgte für schlechte Presse. Aber mit der Zeit verschwanden die Billigheimer wieder. Das Wasserbett überstand diese kritische Phase. Das überrascht nicht, denn das Wasserbett ist nach wie vor die gesündeste und komfortabelste Schlafunterlage. Die meisten Kunden haben ihre Hausaufgaben gemacht, bevor sie nach einer Qualitätsmatratze suchen. Sie suchen nach hoher Qualität und Verlässlichkeit, und sie wollen sicherstellen, dass sie einen Ansprechpartner haben, der ihnen hilft, wenn etwas schief geht.
Schlafen Aktuell: Das Wasserbetten-Business ist vergleichsweise klein. Wie wichtig ist Marketing in dieser Nische?
Roland Formica: Das Wasserbett ist hier, um zu bleiben. Korrektes Marketing wird dafür sorgen. Die gesundheitlichen Vorteile müssen im Vordergrund stehen, nicht der Preis. Kunden, die einen besseren Schlaf wollen, zahlen im Grunde nicht für das Bett, sondern für das Drittel ihres Lebens, das sie darin verbringen. Ein Wasserbett hält dreimal so lange wie ein normales Bett, und kein anderes Bett der Welt behält seine Liegequalität für zehn oder mehr Jahre. Wasserbetten sind einstellbar, sie können mit dem Nutzer wachsen und sich verändern. Das sind die Fakten. Die Wasserbettindustrie muss mit der normalen Bettindustrie schritthalten und sicherstellen, dass Läden, die sie verkaufen, regelmäßig wiederkehrende Kunden gewinnen. Normalerweise, wenn man ein Wasserbett verkauft, sieht man den Kunden für zehn bis fünfzehn Jahre nicht mehr wieder. Und viele kommen bloß für Einzelteile.
Ich verkaufe seit über vierzig Jahren Wasserbetten, und ich habe noch immer denselben Enthusiasmus wie damals, als ich anfing. Das funktioniert, wenn man an sein Produkt glaubt. Der deutsche Markt ist anders als der in den USA. Deutschland hat den Vorteil, dass es von den Fehlern in den Staaten lernen kann.
Die meisten meiner heutigen Kunden sind Menschen, die schon lange ein Wasserbett besitzen oder Menschen, die aus irgendeinem Grund genug hatten und sich wieder ein teures normales Bett gekauft haben, nur um zu realisieren, dass sie auf Wasser besser geschlafen haben. Es gibt eine ganze Generation hier, die aufgrund von zu wenig Marketing, noch nie ein Wasserbett gesehen hat. Ich glaube, dass wir hier in den USA bereit für eine neue große Runde sind – die zurückkehrenden Kunden sind für mich ein Zeichen für eine weitere Schlafrevolution.
Lassen Sie mich ganz direkt sein: Alle anderen Matratzen versuchen lediglich, das zu simulieren, was Wasser auf natürlichem Weg zustande bringt.